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Dzień dobry: Revival des Polen-Austauschs oder auch: Eine (trotzdem tolle) Horrorwoche mit der Deutschen Bahn AG

Frau Schulz, Herr Freischmidt, Pani Iza und Pani Edyta mit allen 23 teilnehmenden Austauschschüler*innen

Am frühen Abend des 26. Novembers war es endlich soweit: Unsere Achtklässler*innen standen gemeinsam mit ihren Lehrkräften Frau Schulz und Herrn Freischmidt am Burgdorfer Bahnhof und nahmen Ihre Austauschpartner*innen freudig in Empfang. Es war toll zu sehen, dass die Vorfreude auf den interkulturellen Austausch bei Weitem die Unsicherheit überwog, die bei Austauschprojekten natürlich immer irgendwo mitschwingt. Und als man sich dann endlich in die Arme schließen konnte, waren auch die Sprachbarrieren plötzlich Nebensache: Dzien dobry!

Unsere Mädels mit Plakat auf polnisch: Die Polen freuten sich über so viel Euphorie bei der Begrüßung am Bahnhof

Der Ankunftsabend startete dann – wie sollte es auch anders sein – in der Schule, wo die fleißigen Eltern ein Fünf-Sterne-Bankett im Atrium hergerichtet hatten. Unsere polnischen Gäste hatten natürlich großen Hunger und bei einem gemeinsamen Essen kommt man doch am besten ins Gespräch. Doch waren die polnischen Schüler*innen und Lehrkräfte mindestens genauso müde wie hungrig, sodass es alsbald in die Familien ging, wo die meisten zügig und erschöpft ins Bett fielen.


Der erste richtige Tag begann ebenfalls am GymBu, wo nach einer Doppelstunde Schnupperunterricht ein gemeinsames Kunstprojekt auf dem Programm stand. In deutsch-polnischen Teams entstanden tolle bilinguale Ausfertigungen deutscher Sagen und Legenden. Siegfried, Störtebecker, Till Eulenspiegel, der Rattenfänger und Münchhausen waren dabei Geschichten, welche selbst unsere polnischen Gäste zum Teil kannten.


Nach einem tollen Mittagessen in der Mensa (Danke, Ingo & Team!) ging es ins verregnete Burgdorf zur Stadtrallye, bei der unsere Schüler*innen „ihren Polen“ die Stadt spielerisch zu erkunden halfen und dabei selbst noch eine Menge lernten. Aufgrund des Wetters ging es dann jedoch auch bald heim in die Familien, wo schon diverse heiße Kakao auf die Kinder warteten.


Am Dienstag hieß es „Berlin calling“ – die Hauptstadt rief und die Deutsche Bahn machte ihrem schlechten Ruf an jenem Tag alle Ehre. Bereits die Anreise geriet zur Farce, mussten wir doch knapp zwei Stunden am Hannoveraner Hauptbahnhof ausharren, wodurch sich dann bereits der erste Berliner Programmpunkt (bilinguale Rallye im DDR-Museum) zerschlagen hatte. Die DB war auf den plötzlichen Wintereinbruch mit viel Schnee und Frost schlicht nicht vorbereitet… und täglich grüßt das Murmeltier. Und trotzdem war die Zugfahrt dann ausgelassen und fröhlich, wozu u.a. die Rallye-Zettel beitrugen – das DDR-Museum musste dazu imaginiert werden, doch mithilfe von Smartphone, Google und Co. kam doch noch etwas Wissen zur deutschen Teilung und Wiedervereinigung zusammen.

Jede noch so lange Reise hat ein Ende…

In Berlin angekommen ging es – nach dem obligatorischen Abstecher zum Brandenburger Tor – zügig zum Deutschen Bundestag, wo wir bereits erwartet wurden. Die nächste Enttäuschung ließ jedoch nicht lange auf sich warten, denn die eigentlich angesetzte Plenarsitzung war kurzfristig ersatzlos gestrichen worden und auch der Vortrag auf den Tribünen des Parlaments fiel dann doch recht einsprachig aus. Im anschließenden Gespräch mit „unserer“ Abgeordneten Frau Schamber gab diese sich große Mühe, unseren polnischen Gästen gerecht zu werden und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen der deutschen Politik.


Anschließend ging es ins Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages: Frau Schamber hatte unsere Reisegruppe hierher zum Abendessen eingeladen. Und – man ahnt es bereits – auch das hat natürlich nicht geklappt: Die Deutsche Bahn wollte uns erneut zeigen, wie man Exkursionen in seine Einzelteile zerlegen kann und verlegte unseren angesetzten Zug einfach mal drei Stunden nach hinten. So mussten wir nach bereits überstandenem Sicherheitscheck (Grüße gehen raus an die Security im Paul-Löbe-Haus – auch bei -10° macht ihr euren Job äußerst zuverlässig) noch vor dem Essen Hals über Kopf wieder Richtung Bahnhof aufbrechen, um einen anderen, früheren Zug zu erwischen. Am Berliner Hauptbahnhof angekommen der Super-GAU: Auch dieser Zug fiel aus. Also hieß es für alle: Schnell noch ein Brötchen kaufen und dann rein in einen IC, der völlig unbedarft in den Bahnhof einfuhr – seinerseits mit rund zwei Stunden Verspätung und mit dem Fernziel Amsterdam. Egal, endlich im Warmen und auf dem Weg nach Hause, wo dieser IC auf wundersame Weise dann auch irgendwann, irgendwie ankam. Danke für Nichts, liebe Deutsche Bahn – wir gehen von einer großzügigen Entschädigung aus (Wer’s glaubt…).

Der Exkursionstag “in a nutshell”

Am Mittwoch geleitete der gesundheitlich mittlerweile schon stark angeschlagene Herr Freischmidt die Reisegruppe nach Hannover, wo Frau Schulz schon mit den Tickets für den „Hop-on-hop-off-Bus“ zur motorisierten Stadterkundung auf uns wartete. Die verschneite Tour im kaum beheizten Bus war dank mehrsprachiger Audioguides sehr interessant – bei diesen Temperaturen aber nicht durchzuheizen, zeigte unseren polnischen Gästen allerdings weniger die Hannoversche Gastfreundschaft, sondern eher den geizigen Schwaben – sei’s drum, interessant war es trotzdem.


Allerdings nur halb so interessant wie die Besichtigung des Drogendezernats der Polizei Hannover am Raschplatz. Unser herzlicher Dank geht hier an Frau Jeremias, die in ihrer Doppelrolle als Austauschmama und Polizeichefin des Kommissariats in Personalunion gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeiter*innen einen begeisternden Vortrag über die Arbeit Ihrer Dienststelle hielt. Bei der Polizei war es nicht nur temperaturtechnisch, sondern auch menschlich sehr warm – die Schüler*innen durften alles ausprobieren… Helme, Schutzwesten, Rammböcke… und konnten auch Drogen (Finger weg, Kinder!) einmal aus nächster Nähe sehen. Auch unsere polnischen Gästen staunten ehrfürchtig und waren sichtlich begeistert. Ein besonderes Highlight waren dann die Zellen, in denen gerade auch zwei Drogendealer in Gewahrsam waren. Ein Kollege ließ die Kids dabei sogar „Auge in Auge“ mit den Inhaftierten stehen – ein Moment, der beeindruckte, aber sicher auch abschreckte. Nach einem Abschlussfoto mit der ganzen Kompanie ging es für die Schüler*innen nun shoppen in Landeshauptstadt und die Lehrkräfte tauschten sich bei einem Kaffee aus.


Am frühen Abend ging es dann auf den gut besuchten, aber sehr frostigen Weihnachtsmarkt. In heimeliger Atmosphäre gab es Kakao für alle – auch wenn Frau Schulz sich erst überzeugen lassen musste, dass „Kakao“ und „heiße Schokolade“ doch tatsächlich das Gleiche ist. Und dann hieß es auch schon wieder „Vorhang auf für die Deutsche Bahn“ – denn natürlich gab es keine einfache Rückreise: Oberleitungsabriss, nichts ging mehr aus und nach Hannover. Wie schon in Berlin reagierten Frau Schulz und Herr Freischmidt kurzentschlossen und die Eltern unserer Schüler*innen spontan und zuverlässig. U-Bahn-Fahrt Richtung Altwarmbüchen, Eltern-Taxis nach Burgdorf – die Improvisation klappte hier mal wieder reibungslos – nehmt das, Deutsche Bahn!


Am Donnerstagmorgen strichen dann gleich zwei Parteien die Segel: Herr Freischmidt musste mit Grippesymptomen das Bett hüten, die DB hütete irgendetwas, aber nicht ihre Fahrtstrecken – so musste Frau Schulz mit der ganzen Truppe den mühsamen Umweg per Bus und über den schönsten Bahnhof der Welt (Arpke!) nehmen, um alle sicher nach Wolfsburg ins Phaeno zu bringen. Dort experimentierten die deutsch-polnischen Teams leidenschaftlich und begeistert vor sich hin und nahmen viele spannende Dinge aus dem interaktiven Museum der VW-Stadt mit.

Anschließend stand das leibliche Wohl im Fokus: Im Familienrestaurant AMano der Autostadt wurde gemeinsam eines der deutschesten Gerichte überhaupt zubereitet: Pizza! Und man weiß ja, was man selbst zubereitet, schmeckt dann auch gleich doppelt so gut, sodass alle Schüler*innen für die nächste Odyssee gen Heimat, bei der erneut ein Dank an die Elterntaxis rausgeht.


Das Hannoveraner Superfly, seines Zeichens Indoor Trampolinpark, war das sportliche Abschlussevent am Freitag. Diverse erlebnispädagogische deutsch-polnische Wettkämpfe in verschiedenen Teams wurden von begeisterten und hochmotivierten Schüler*innen durchgeführt, wenngleich unsere polnischen Gäste bei diversen Spielen das bessere Ende für sich hatten – aber wir waren eben gute Gastgeber.

Und weil man deutsches Essen eben so nur in Deutschland bekommt, ging es danach wieder zum Pizzaessen – dieses Mal nicht selbst gemacht in der L’Osteria. Die Portionen groß, der Hunger auch: Am Ende war alles verputzt und die Kids kehrten zurück nach Burgdorf zu ihren Familien. Das Abschlussevent fand dann auf Initiative der Eltern und auf Basis eines tollen Angebots der Familie von Lasse im schönen Heeßel statt: Das Scheunengrillen bei Minusgraden und Feuerkorb bot einen würdigen und kuschelig kalt-warmen Abschlussabend, bevor es dann am Samstag, den 02.12. in aller Frühe für alle hieß: Abschiednehmen! Dass dabei am Bahnhof auch ein paar Tränchen flossen, zeigt, wie wichtig solch interkulturelle Austausche sind und dass sich viele Tandems gesucht und gefunden haben.


Frau Schulz und Herr Freischmidt möchten sich zum Abschluss noch einmal ganz herzlich bei den Gastfamilien bedanken – ohne Sie wäre dieser Austausch so nicht möglich gewesen. Außerdem geht ein herzlicher Dank an unsere Sponsoren, die beiden Firmen Sachverständigenbüro Küster und Cp Pharma für die Ermöglichung toller Gastgeschenke sowie an Frau Jeremias und ihr Team von der Polizei Hannover. Als großer Kostenträger gilt unser besonderer Dank zudem dem DPJW, die solche tollen Austausche überhaupt erst ermöglichen. Auch danken wir Herrn Krapp, der sich stets für Schüleraustausche einsetzt und versucht, alles möglich zu machen, was im Rahmen des Schulbudgets möglich ist. Abschließend geht zudem der Dank an unser Mensa-Team für das tolle Mittagessen sowie die Vertretungsplaner und die vielen von Vertretungsstunden betroffenen Kolleg*innen, welche für uns in die Bresche gesprungen sind.
Vielen Dank an euch und Sie alle!

Text: Hr. Freischmidt, Fotos: Fr. Schulz & Hr. Freischmidt